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Antibiotikaresistenzen – Gefahren, Hintergründe und alternative Behandlungsmöglichkeiten

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Resistenzen gegen Antibiotika nehmen von Jahr zu Jahr weltweit zu. Das kann im schwersten Fall dazu führen, dass bei manchen Betroffenen keine wirksame antibiotische Therapie mehr zur Behandlung der jeweiligen bakteriellen Infektion zur Verfügung steht. Die Entwicklung solcher Antibiotikaresistenzen lässt sich zwar nicht ganz verhindern, mit entsprechenden Maßnahmen aber wirksam eindämmen. In vielen Situationen werden daher nun mehr und mehr alternative Behandlungsoptionen bevorzugt.

Lesedauer: 4 Minuten

Hintergründe und Risiken

Wie entstehen Antibiotikaresistenzen?

Bakterien besitzen unterschiedliche Fähigkeiten bzw. Mechanismen, um sich vor für sie schädlichen Substanzen wie Antibiotika zu schützen. Nicht alle Bakterien haben die gleichen Schutzmechanismen, sie können diese sog. Mutationen (Veränderungen) im Erbgut aber untereinander austauschen und so an andere weitergeben. Übrigens: Durch diesen Austausch können Bakterien auch mehrere Mutationen besitzen, die sie vor verschiedenen Antibiotika schützen, also gegen diese resistent machen. Diese antibiotikaresistenten Bakterien werden dann als multiresistente Erreger (MRE) bezeichnet.

Oft bleibt nach Antibiotika-Therapie ein resistenter Rest an Bakterien übrig

Durch die Einnahme von Antibiotika bei einer Infektion, beispielsweise einer Blasenentzündung, wird zwar der Großteil der Bakterien abgetötet, es überleben aber oftmals ein paar wenige, gegen die die eingesetzten Antibiotika nicht oder nur abgeschwächt wirken. Diese Bakterien können sich dann weiter vermehren und ausbreiten, da sie ja gegen das Antibiotikum resistent sind. So entstehen sogenannte Antibiotikaresistenzen.

Diese Gefahr ist besonders hoch, wenn Breitspektrum-Antibiotika zur Behandlung eingesetzt werden. Das ist beispielsweise der Fall, wenn auf Verdacht behandelt wird, ohne einen konkreten Nachweis des spezifischen Erregers zu haben. Das kommt im Alltag relativ häufig vor, da die Testung aufwendig ist und es einige Tage dauern kann, bis die Ergebnisse vorliegen. In vielen Fällen muss eine Infektion aber schneller behandelt werden. Blasenentzündungen werden beispielsweise fast immer von den eigenen Darmbakterien ausgelöst, daher wird nur in sehr wenigen Fällen ein tatsächlicher Erregernachweis im Labor durchgeführt. In solchen Situationen sind Ärzte angehalten, sich an entsprechende Leitlinien zu halten und dementsprechend die jeweiligen Antibiotika zu verschreiben. Trotzdem besteht hier die Gefahr der Resistenzbildung.

Je spezifischer ein Antibiotikum wirkt, desto geringer ist das Risiko für die Entstehung einer Resistenz. Um die Ausbreitung und Entstehung von Antibiotikaresistenzen zu verhindern, ist es daher wichtig, dass diese Medikamente immer so gezielt wie möglich eingesetzt werden und nur, wenn dies auch tatsächlich notwendig ist. Außerdem wird die Entstehung solcher resistenter Erreger durch Einnahmen über einen langen Zeitraum oder unsachgemäße Anwendungen begünstigt. Nehmen Sie Antibiotika deswegen immer unbedingt genau nach Anweisung und halten Sie sich konsequent an die Einnahmezeiten und -dauer des jeweiligen Präparats.

Warum ist eine Antibiotikaresistenz so gefährlich?

Die Entstehung und Ausbreitung von multiresistenten Erregern ist ein großes Problem. Vor allem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen kommen immer mehr multiresistente Bakterien vor, gegen die die üblichen Antibiotika wirkungslos sind. In solchen Fällen kann auf streng reglementierte Reserveantibiotika zurückgegriffen werden, aber auch gegen diese entstehen inzwischen immer mehr Resistenzen. Betroffene können dann nur sehr schwer behandelt werden und haben ein großes Risiko für komplizierte Krankheitsverläufe. Dies betrifft besonders ältere Menschen, solche mit einem geschwächten Immunsystem oder chronischen Erkrankungen – und auch Kinder sind gefährdet.

Die Zunahme der Antibiotikaresistenzen ist Experten zufolge unter anderem vor allem darauf zurückzuführen, dass diese Arzneistoffe zu häufig und zu vorschnell im Praxisalltag verschrieben werden. In vielen Fällen kommt noch hinzu, dass die verschriebenen Antibiotika nicht mal zur Behandlung geeignet sind – wie beispielsweise bei einer durch Viren verursachten Erkältung. Oftmals gibt es auch ähnlich wirksame nicht-antibiotische Alternativen.

Aus diesem Grund werden viele ärztliche Leitlinien aktuell überarbeitet, damit Antibiotika zukünftig rational eingesetzt werden. Bei Harnwegsinfektionen wurde dies schon umgesetzt, hier werden zur Behandlung von akuten unkomplizierten Harnwegsinfektionen nun klar nicht-antibiotische Behandlungsalternativen, wie z.B. pflanzliche Arzneimittel, empfohlen.

Mehr Todesfälle durch Antibiotikaresistenzen – auch in Zukunft

In einer Studie wurde die globale Belastung durch Antibiotikaresistenzen untersucht, auch im Hinblick auf die nächsten Jahre bis 2025.

Die Ergebnisse zeigen, dass es im Jahr 2021 über 4,7 Millionen Todesfälle im Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen gab. Über 1,1 Millionen waren direkt auf Antibiotikaresistenzen zurückzuführen. Insgesamt wurde deutlich, dass es bei Erwachsenen über 70 Jahren zu einem Anstieg der dadurch bedingten Todesfälle auf über 80 % kam.

Die Studienautoren gehen davon aus, dass die globale Belastung in den nächsten Jahren zunehmen wird. Die Todesfälle im Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen und solche, die direkt darauf zurückzuführen sind, werden weiter ansteigen. Umso wichtiger ist es, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Prävention und alternative Behandlungsmöglichkeiten

Wie kann man Resistenzen verhindern?

Um die Resistenzbildung gegen Antibiotika einzudämmen, dürfen die Wirkstoffe nur eingesetzt werden, wenn dies therapeutisch auch wirklich notwendig ist, und dann auch nur genau nach Anweisung. Für Patienten bedeutet das, dass sie niemals unnötig Antibiotika einnehmen sollten, beispielsweise bei viral bedingten Erkältungen. Außerdem sollte eine antibiotische Behandlung nicht vorzeitig abgebrochen oder länger als verschrieben eingenommen werden, sonst besteht die Gefahr, dass sich entsprechende Resistenzen entwickeln.

Was kann man anstelle von Antibiotika nehmen?

Das hängt immer von der jeweiligen Erkrankung bzw. Infektion ab. Die erweiterte Studienlage hat dazu geführt, dass in den entsprechenden Leitlinien für Ärzte immer häufiger alternative Behandlungsoptionen empfohlen werden, anstelle einer antibiotischen Therapie.

Eine besondere Bedeutung kommt hier vor allem pflanzlichen Arzneimittel zu. Die darin verarbeiteten Heilpflanzen enthalten von Natur aus antibakterielle, entzündungshemmende und weitere wirksame Inhaltsstoffe, die man sich bei der Behandlung von Infektionen zu Nutze machen kann.

Bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen beispielsweise konnte in einer Studie1 gezeigt werden, dass die Dreierkombination aus Rosmarin, Tausendgüldenkraut und Liebstöckl (Canephron®) einen vergleichbaren Therapieerfolg und eine ähnliche Reduktion der Beschwerden erzielte wie das häufig bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen verschriebene Antibiotikum Fosfomycin. Durch die Einnahme des pflanzlichen Arzneimittels konnte außerdem bei über 80 % der behandelten Frauen die Anwendung eines Antibiotikums eingespart werden.

Was bedeutet Antibiotika-Stewardship?

Als Antibiotika-Stewardship, oder Antibiotic Stewardship, wird ein spezielles Programm zum optimalen Einsatz von Antibiotikatherapien bezeichnet, das vor allem in Krankenhäusern eingesetzt wird. Ziel des Antibiotic Stewardship ist ein verantwortungsvoller und zielgerichteter Einsatz von Antibiotika. Beispielsweise soll zunächst ein Erregernachweis erfolgen, um den effektivsten Wirkstoff zu ermitteln und auch die Dauer und Darreichungsform des jeweiligen Wirkstoffs sollen möglichst optimal auf die individuelle Situation angepasst werden. In der Regel wird die antibiotische Therapie in diesem Rahmen von einem interdisziplinären Team aus Ärzten, Pharmazeuten und Mikrobiologen gemeinsam erstellt.

Antibiotikaresistenzen – die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick

Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Michaela Hilburger, Medizinjournalistin

Dr. med. Michaela Hilburger
Medizinjournalistin

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Klinikum Landshut gemeinnützige GmbH, Abteilung Urologie, Landshut

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Medizinjournalistin

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Medizinjournalistin

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung

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*Canephron® ist ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur unterstützenden Behandlung und zur Ergänzung spezifischer Maßnahmen bei leichten Beschwerden (wie häufigem Wasserlassen, Brennen beim Wasserlassen und verstärktem Harndrang) im Rahmen entzündlicher Erkrankungen der Harnwege.

Bildnachweise

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