Blasenentzündung als Folge und Ursache einer Inkontinenz
Neben den bekannten Risikofaktoren für eine Blasenentzündung (weibliches Geschlecht, Nässe, Unterkühlung, häufiger Geschlechtsverkehr, falsche Intimhygiene u.v.a.) kann auch eine Blasenschwäche Ursache wiederkehrender Harnwegsinfekte sein. Das betrifft insbesondere die sogenannte Überlaufinkontinenz.
Erfahren Sie auf dieser Seite mehr zu den Themen:
- Risikofaktor Überlaufinkontinenz
- Basiswissen Blasenschwäche
- Weitere Fragen und Antworten zu Blasenentzündung und Inkontinenz
Lesedauer: 3 Minuten
Überlaufinkontinenz: eine besondere Form der Blasenschwäche
Bei der Überlaufinkontinenz besteht das Problem, dass sich die Harnblase nicht mehr richtig entleert. Nach dem Wasserlassen bleibt also regelmäßig Urin in der Blase zurück. Dadurch kommt es oft zu einer sehr vollen Blase, die dann in bestimmten Situationen "überlaufen" kann.
Gefahr der Keimausbreitung
Das medizinische Problem an der Überlaufinkontinenz ist dabei gar nicht so sehr der hin und wieder entstehende unfreiwillige Harnabgang. Die Gefahr liegt vielmehr in der unvollständigen Blasenentleerung. Denn der Restharn ist ein idealer Nistplatz für Keime. Wie in einem stehenden Gewässer können sich Bakterien in diesem Restharn leichter ausbreiten, vermehren und zu einer Harnwegsinfektion führen.
Ursachen der Überlaufinkontinenz
Eine Überlaufinkontinenz entsteht nicht selten durch Schädigungen der Nerven, die die Blasenentleerung steuern. Aber auch ein zu großer Druck von außen auf die Harnblase und die Harnröhre kann eine Ursache sein. Beim Mann ist der Übeltäter oft eine vergrößerte Prostata.
Mögliche Ursachen im Detail:
- Verengung der Harnröhre, z.B. durch
- Prostatavergrößerung beim Mann,
- narbige Verengung der Harnröhre (z. B. sexuell übertragbare Infektionen),
- Blasensteine,
- Blasendivertikel (Sackartige Ausstülpung der Blasenwand)
- schwache Blasenmuskulatur infolge von Nervenschädigungen, z.B. durch
- Diabetes,
- Rückenmarksverletzung,
- Bandscheibenvorfall,
- Syphilis,
- Vitamin-B-12-Mangel,
- Herpes im Genitalbereich,
- Bestrahlungen/Knochenbrüche im Becken
- Multiple Sklerose
Basiswissen zur Harninkontinenz
Häufigkeit
Etwa 5-20% aller Frauen haben im Laufe ihres Lebens zeitweise oder dauerhaft mit einer Inkontinenz zu kämpfen. Bei Männern liegt die Häufigkeit bei 3-10%. Das individuelle Risiko hängt dabei stark von Begleiterkrankungen und vom Alter ab.
Formen der Harninkontinenz
Neben der oben beschriebenen Überlaufinkontinenz gibt es folgende Formen der Harninkontinenz:
- Dranginkontinenz: Eine überaktive Harnblase führt zu starkem Harndrang und oft unfreiwilligem Harnabgang. Ursache ist oft eine „außer Kontrolle geratene“ Blasenmuskulatur.
- Belastungsinkontinenz: Die Beckenbodenmuskulatur ist geschwächt. Der Druck in der Blase kann dann die Kraft der Blasenwand übersteigen. Zum ungewollten Harnabgang kommt es oft bei körperlicher Anstrengung, aber auch beim Niesen.
- Daneben gibt es viele Mischformen.
Wichtig: rechtzeitige Therapie
Die Behandlung einer Blasenschwäche richtet sich nach Ursache und Form der Inkontinenz:
Bei der Behandlung der Überlaufinkontinenz ist das vorrangige Ziel die Beseitigung der Verengung der Harnröhre (z. B. durch Operation oder Laser). Ist die Blasenentleerungsstörung neurologisch bedingt, können u. a. Medikamente (wie etwa Betanechol und Alfuzosin) oder eine Elektrostimulation helfen. Auch die Selbstkatheterisierung der Blase ist eine Behandlungsoption. Dabei wird von den Betroffenen selbst ein Katheter durch die Harnröhre in die Blase eingeführt, um den Urin abzulassen.
Bei der Dranginkontinenz könnenMedikamente die überaktive Blase etwas eindämmen. Darüber hinaus hilft auch eine Verhaltenstherapie, die Harnblase neu zu „erziehen“. Ziel ist die Änderung der Toilettengewohnheiten; die beinhaltet beispielsweise die Blasenentleerung nur zu vorgegebenen Zeiten
Bei der Behandlung der Belastungsinkontinenz geht es vor allem darum, den Beckenboden zu stärken und die Ursachen der geschwächten Muskulatur anzugehen. Das Beckenbodentraining spielt hier eine wichtige Rolle, aber auch Gewichtsreduktion bei Übergewicht. Weitere mögliche Maßnahmen sind bei Frauen in den Wechseljahren eine örtliche Östrogentherapie, kleinere operative Eingriffe oder auch medizinische Hilfsmittel, wie Pessare , um die Blase zu entlasten.
Wichtige Fragen und Antworten zu zur Blasenentzündung und Inkontinenz
Was hat der Beckenboden mit Inkontinenz zu tun?
Der Beckenboden ist eine Gewebeschicht im unteren Teil des Beckens, in der sich unter anderem der Blasenschließmuskel befindet. Wie jeder andere Muskel kann auch dieser trainiert werden, um die Verschlusskraft der Harnblase zu stärken. Dies ist jedoch nur bei der Belastungsinkontinenz wirksam. Bei anderen Formen der Blasenschwäche sind andere Behandlungsansätze effektiver.
Wie Sie den Beckenboden am besten trainieren, kann Ihnen z. B. ein Physiotherapeut zeigen. Gute Tipps finden Sie auch hier.
Kann eine Harnwegsinfektion zur Inkontinenz führen?
Ja, aber wenn das passiert, handelt es sich um eine meist schnell vorübergehende Erscheinung. Bei einer Blasenentzündung ist ja eines der häufigsten Symptome der ständige Harndrang. Die Ursache dafür liegt in der gereizten Wand der Harnblase. Gar nicht so selten kommt es dann auch mal zu ungewolltem Abgang von Harn (oft nur einige Tröpfchen). Sobald der Harnwegsinfekt abklingt, ist das Problem in der Regel verschwunden.
Vor allem eine sogenannteDranginkontinenz kann eine Folge einer Blasenentzündung sein.
Kann man bei einer Blasentzündung Urin verlieren?
Ja, das kann vorkommen. Es handelt sich aber meist um ein kurzzeitiges Problem. Die entzündete Blasenschleimhaut und der Blasenverschlussmuskel können bei einem Harnwegsinfekt so gereizt sein, dass auch mal ungewollt ein paar Tropfen abgehen.
Quellen
Arndt van Ophoven, A. Diagnose und Therapie neurogener Blasenfunktionsstörungen. 2024. Herausgeber: CME-Verlag – Fachverlag für medizinische Fortbildung GmbH. [Online] https://www.cme-kurs.de/cdn2/pdf/Handout_Neurogene-Blasenfunktionsstoerungen.pdf. (Aufgerufen am 03.05.24)
Manski, D. Urologielehrbuch. 2015.
Schmelz H, Sparwasser C, Weidner W. Facharztwissen Urologie. 3. Auflage. Springer-Verlag Berlin Heidelberg.