Tausendgüldenkraut
Das Tausendgüldenkraut ist bereits seit der Antike eine geschätzte Heilpflanze gegen verschiedenste Beschwerden. Der lateinische Name der Gattung lautet Centaurium und setzt sich wahrscheinlich aus zwei Begriffen zusammen: „Centum“ bedeutet 100 und „Aurum“ heißt übersetzt Gold. Mit dem deutschen Namen Tausendgüldenkraut wird wohl auf den gleichsam mit Gold kaum zu bezahlenden Heilwert der Pflanze hingedeutet. Zunächst hieß die Pflanze Hundertguldenkraut, später wurde sie dann übertreibend zu Tausendgüldenkraut umbenannt.
Lesen Sie hier mehr zu folgenden Themen:
- Allgemeines zu Tausendgüldenkraut:
- Tausendgüldenkraut als Heilpflanze:
- Nebenwirkungen und Kontraindikationen
- Wichtige Fragen und Antworten
Lesedauer: 4 Minuten
Steckbrief: Tausendgüldenkraut („Centaurium“):
- mehrjähriges Kraut aus der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae) mit rosa- bis purpurfarbenen, weißen, gelben oder blauen Blüten
- wichtige Inhaltsstoffe: Iridoidglykoside (Bitterstoff), Erythrocentaurin, Flavonoide, Phenylpropane, Triterpene
- verwendbare Pflanzenteile: Stängel, Blüten, Blätter
- Vorkommen: weltweit
- Blütezeit in Deutschland: Juli – Oktober
- in Deutschland stehen alle Tausendgüldenkraut-Arten unter Naturschutz
Pflanzenbeschreibung
Wie sieht Tausendgüldenkraut aus und wo kommt es vor?
Das echte Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea), eine der in Deutschland vorkommenden Sorten, ist eine bis zu 50 cm hohe Blütenpflanze mit geraden, vierkantigen, robusten Stängeln, an denen kreuzgegenständig Laubblätter wachsen. Die zarten, meist rosafarbigen, fünfteiligen Einzelblüten stehen in einem Blütenstand zusammen. Diese können auch weiß, gelb, blau oder purpurfarben sein. Nur wenn die Sonne scheint, öffnet das Kraut seine zarten Blüten.
Echtes Tausendgüldenkraut ist in fast ganz Europa heimisch und verbreitet. In Deutschland stehen alle Tausendgüldenkraut-Arten gemäß Bundesartenschutzverordnung unter Naturschutz beziehungsweise Artenschutz. Wildwachsende Vorkommen dürfen deshalb nicht gepflückt oder beschädigt werden.
Anwendungsbereiche und Zubereitungs-Tipps
Wie kann man Tausendgüldenkraut verwenden?
Tausendgüldenkraut eignet sich beispielsweise gut zur Herstellung eines Tees - sowohl frisch als auch getrocknet. Dieser sollte als sogenannter Kaltauszug zubereitet werden. Lassen Sie dazu etwa einen Teelöffel Tausendgüldenkraut in einer Tasse voll Wasser für sechs bis acht Stunden ziehen. Anschließend können Sie die Mischung vorsichtig erwärmen. Achten Sie darauf, dass der Tee nicht zu heiß wird – mit dieser Technik wird dem Kraut die größte Wirkung zugeschrieben.
Reiner Tausendgüldenkraut-Tee ist sehr bitter. Wem das zu intensiv ist, der kann auch auf Teemischungen zurückgreifen. Diese können wie jeder andere Tee getrocknet oder frisch zubereitet werden und sind nicht so bitter wie reiner Tausendgüldenkraut-Tee.
Auch die Anwendung als Tinktur ist möglich. Diese wird vor den Mahlzeiten mit etwas Wasser eingenommen. Bei herkömmlichen Tinkturen sollten Sie etwa 10 bis 20 Tropfen verwenden.
Als Badezusatz zur äußerlichen Anwendung wird Tausendgüldenkraut nur selten verwendet, möglich ist das jedoch auch.
Wie kann man eine Tausendgüldenkraut-Tinktur selbst herstellen?
Wer die Tinktur selbst herstellen möchte, kann dafür entweder frisches oder getrocknetes Tausendgüldenkraut verwenden. Nehmen Sie ein verschließbares Gefäß und befüllen Sie dieses mit den kleingeschnittenen Kräuterstückchen. Füllen Sie anschließend 70%igen Alkohol (Ethanol) – am besten aus der Apotheke – in das Gefäß, bis die Kräutermischung ganz bedeckt ist. Lassen Sie die Mischung etwa zwei bis sechs Wochen ziehen. Danach kann die Flüssigkeit gefiltert und in eine lichtgeschützte (z. B. braune) Flasche umgefüllt werden.
Wenn Sie sauber gearbeitet haben und die Tinktur kühl lagern, ist die Heilpflanzen-Mischung etwa ein Jahr lang haltbar.
Wie kann ich Tausendgüldenkraut selber anpflanzen?
Zunächst sollten Sie die richtige Sorte finden. Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) eignet sich hierzulande beispielsweise gut für die Anzucht im eigenen Garten. Küsten-Arten sind eher ungeeignet, da sie mit den Bodenbeschaffenheiten und klimatischen Bedingungen in Zentraleuropa schlecht zurechtkommen.
Der Standort sollte sonnig gewählt werden, am besten in nährstoffreichem und lockerem Boden. Bedenken Sie bei der Standortwahl, dass sich das Tausendgüldenkraut auch selbst versamt und so ausbreiten kann.
Die Aussaat sollte etwa ab Mitte Mai erfolgen, wenn kein Bodenfrost mehr zu erwarten ist. Bei Tausendgüldenkraut-Samen handelt es sich um Lichtkeimer, sie benötigen also Sonnenlicht zum keimen und dürfen daher nicht mit Erde bedeckt werden.
Wer keinen Garten besitzt, kann Tausendgüldenkraut auch im Topf anpflanzen. Achten Sie darauf, lockere Erde mit mineralischen Bestandteilen zu verwenden, dann kann sich das Wurzelsystem leichter ausbilden und es entsteht keine Staunässe. Idealerweise bedecken Sie den Topfboden zunächst mit einer Schicht aus Kalkstein, Vulkangestein (Perlite) oder Tonscherben bevor Sie die Erdmischung einfüllen. So fließt das Wasser beim Gießen später leichter ab und das Risiko für Staunässe wird zusätzlich reduziert.
In der Regel ist Tausendgüldenkraut einjährig. Bei milden Wintern kann es aber teilweise auch ins nächste Jahr überdauern.
Geschichte des Tausendgüldenkrauts
Das Tausendgüldenkraut war bereits in der Antike eine beliebte Heilpflanze. Auch Hippokrates verwendete das Kraut wohl gerne bei Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl und Appetitlosigkeit.
Centaurium von Zentaur Chiron
Einer Sage nach soll auch der Zentaur Chiron, der durch einen Pfeil in den Huf verletzt wurde, seine Wunde durch eine Auflage mit Tausendgüldenkraut erfolgreich behandelt haben. Diese Geschichte bildet übrigens die Grundlage einer der vielen Theorien zur Entstehung des Namens „Centaurium“.
Centaurium erythraea – Heilpflanze des Jahres
Im Jahr 2004 wurde das echte Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) zur Heilpflanze des Jahres gekürt.
Außerdem gab es im Jahr 2014 von der Deutschen Post AG eine Briefmarkenserie mit dem Motiv des Tausendgüldenkrauts im Wert von 28 Cent.
Tausendgüldenkraut als Heilpflanze
Welche Bestandteile der Pflanze können verwendet werden?
Für die Herstellung pflanzlicher Arzneimittel werden alle oberirdischen Pflanzenteile verwendet, sprich Stängel, Blüten und Blätter. Echtes Tausendgüldenkraut gehört wegen seiner Inhaltsstoffe zu den sogenannten Bitterdrogen. Die Stängel und Blüten sind besonders reich an Bitterstoffen, die Blätter hingegen nur geringfügig. Die Wurzeln im Boden werden nicht genutzt.
Anwendungsgebiete Tausendgüldenkraut
Centaurium erythraea - eine Pflanze mit vielen Vorteilen
Die Einnahme der Heilpflanze als pflanzliches Arzneimittel kann vor allem bei folgenden Beschwerden in Betracht gezogen werden:
- Appetitlosigkeit
- Verdauungsbeschwerden
- Blähungen
- Aufstoßen
- Verstopfung
- Völlegefühl
- Kreislaufschwäche
- Entzündungen der Harnwege und Blase, mehr zum Krankheitsbild finden Sie hier: Blasenentzündung
Tausendgüldenkraut ist zudem einer von drei Bestandteilen der Canephron® Präparate.
Welche Wirkungen hat Tausendgüldenkraut?
Das Tausendgüldenkraut ist besonders wegen seiner Bitterstoffe eine vielseitig einsetzbare Heilpflanze. In der Volks- und Naturheilkunde findet das Kraut vor allem bei Verdauungsbeschwerden und Entzündungen Anwendung. Die Bitterstoffe wirken über verschiedene Effekte:
- Anregung der Speichelsekretion sowie der Magensaftbildung und der Bauchspeicheldrüse, Leber und Galle
- Förderung der Magen- und Darmbewegung und Verdauung
- Anregung des Appetits
- antibakterielle Wirkung (hemmt das Wachstum und die Vermehrung von Bakterien)
- entzündungshemmende Wirkung
- diuretische Wirkung
Hat Tausendgüldenkraut Nebenwirkungen?
Es sind keine Nebenwirkungen bekannt. Allerdings sollten Menschen mit Geschwüren im Magen oder Darm auf die Einnahme von Tausendgüldenkraut verzichten. Die Anregung der Magensaftproduktion kann zu einer Verschlechterung der Beschwerden führen. Die Anwendung sollte daher erst nach vollständiger Abheilung der Geschwüre und nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt in Betracht gezogen werden.
Tausendgüldenkraut – wichtige Fragen und Antworten auf einen Blick
Wann blüht das Tausendgüldenkraut?
Die Blütezeit der in Deutschland wachsenden Sorten des Tausendgüldenkrauts, wie beispielsweise das echte Tausendgüldenkraut, erstreckt sich von Juli bis Oktober. Die Blüten öffnen sich jedoch nur, wenn die Sonne scheint.
Die meisten Sorten sind einjährig, manchmal auch zweijährig. Eine Überwinterung ist daher nicht notwendig. Die Aussaat der Heilpflanze sollte etwa im Mai erfolgen, wenn kein Frost mehr zu erwarten ist - am besten im aufgelockerten Boden.
Für was ist Tausendgüldenkraut alles gut?
Das Tausendgüldenkraut wurde traditionell meistens als Magenheilmittel und zur Anregung des Gallenflusses verwendet, es wirkt aber auch gegen Fieber und wird als Wurmmittel und in verschiedenen Kulturkreisen bei Erkrankungen des Harntrakts eingesetzt. Durch seine appetitanregende Wirkung kann das Tausendgüldenkraut auch bei Menschen mit schwachem Appetit ergänzend eingenommen werden.
*Canephron® ist ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur unterstützenden Behandlung und zur Ergänzung spezifischer Maßnahmen bei leichten Beschwerden (wie häufigem Wasserlassen, Brennen beim Wasserlassen und verstärktem Harndrang) im Rahmen entzündlicher Erkrankungen der Harnwege.
Quellen
https://heilkraeuter.de/lexikon/tausendg.htm | https://www.spektrum.de/lexikon/arzneipflanzen-drogen/bitterstoffdrogen/1751 | https://www.plantura.garden/kraeuter/tausendgueldenkraut/tausendgueldenkraut-pflanzenportrait | https://heilpflanzen-experten.de/tausendgueldenkraut.html | https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-15-2004/pharm4-15-2004/
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